Naturschutzgebiet Werbeliner See
Vom Kohlerevier zum einzigartigen Lebensraum
Das Naturschutzgebiet Werbeliner See befindet sich auf der Fläche des ehemaligen Kohleabbaugebiets Delitzsch-Südwest, welches 1993 stillgelegt wurde. Infolge der Bergbau-Renaturierung entstand hier ein einzigartiges Habitat für über 500, zum Teil streng geschützte Tierarten und 270 Pflanzenarten.
Mit einer Größe von ca. 1500 Hektar, umfasst das Gebiet den Grabschützer See, den Zwochauer See und den Werbeliner See, welcher mit 450 Hektar der Größte ist. Das Gebiet als halboffene Bergbaufolgelandschaft ist von Wasser geprägt. Neben den Seen gibt es einzelne Bäche und Gräben, Gehölze und Reste von naturnahen Eichen- und Hainbuchenwäldern sowie Röhrichte, Kiesbänke und Tümpel. Vor allem die ehemaligen Abraumschüttrippen prägen das Bild und bilden deutschlandweit einzigartige Inseln und Kleinstlebensräume für besonders sensible Arten.
Direkt um die Seen herum findet man offene und halboffene Flächen mit Wiesen und Magerrasen, durchsetzt von kleineren Gehölzen und umgeben von Ackerland. Um diese Naturschönheit und Artenvielfalt nicht zu gefährden ist das Baden im See und das Verlassen der Wege verboten.
Das Naturschutzgebiet Werbeliner See ist Teil des Europäischen Vogelschutzgebiets Agrarraum und Bergbaufolgelandschaft bei Delitzsch, und bietet eine bundesweit herausragende Vielfalt an Vogelarten. Bisher wurden 220 Vogelarten erfasst, von denen 88 Arten hier brüten. Auch hier bilden die Abraumschüttrippen als Inseln sichere Nistmöglichkeiten und Rückzugsorte für eine Vielzahl an Vögeln. Außerdem nutzen unzählige Zugvögel die Seen als wichtige Rast- und Schlafplätze.
Neben zahlreichen Amphibien wie Wechselkröte und Kammmolch, leben auch Ringelnattern, Zauneidechsen, verschiedene Fischarten, unzählige Insektenarten und Spinnen, aber auch Säugetiere wie der Biber, der Fischotter und sogar der Wolf im NSG Werbeliner See. Besonders beeindruckend jedoch ist die Artenvielfalt unter den Vögeln. Neben Rothalstaucher, Seeadler und Neuntöter zählen Wiedehopf, Brachpieper, Raubwürger, Steinschmätzer und Sperbergrasmücke zu den bedrohten und daher besonders geschützten Arten.
Gesang Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), Deutsche Digitale Bibliothek
Gesang Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe), Deutsche Digitale Bibliothek