Felsenbirne
Verschiedene Apfelsorten
 

Die Geschichte einer Streuobstwiese

Die Geschichte der Streuobstwiese am Ortseingang von Hainichen lässt sich bis deutlich vor das Jahr 1945 zurückverfolgen. Sie war ursprünglich der so genannte Dorfanger und befand sich im Besitz der Gemeinde.

Frau Wackernagel kam als 9-jährige Umsiedlerin zum Ende des 2. Weltkrieges mit ihrer Familie nach Hainichen, weil dort Verwandtschaft ansässig war. Damit die Umsiedler sich selbst versorgen konnten und nicht auf die Hilfe der „Einheimischen“ angewiesen waren, verteilte man an diese Neusiedler Land. Dazu wurde das Gemeindeland am Eingang des Ortes verpachtet, das bisher als Dorfanger genutzt wurde.

Streuobst

Kirschblüte

Unmittelbar neben der Zufahrtsstraße zum Ort standen schon damals große und damit auch ältere Obstbäume, ebenso im hinteren Bereich. Die Mitte des ehemaligen Dorfangers war ohne Baumbestand. Um keinen Anwärter zu benachteiligen, wurden die Flächen im Vorfeld abgesteckt (ca. 300m²). Es gab etwa 10 Interessenten. Alle Namen kamen in eine Lostrommel, damit war das Losglück zuständig für das „gezogene“ Stück Land.

Die Familie Wackernagel hatte etwas Pech, denn ihr Landstück war ein großer Hügel am Rand des Muldealtarms. Papa Wackernagel borgte sich von der Eisenbahn, so beschreibt es die Tochter, Schienen und eine Lore. Die Kinder trugen die Erde des Hügels in die Lore ab, der Vater verteilte die Erde über die verlegten Schienen auf die umliegenden Bereiche. Im Laufe der Jahre konnte es daher passieren, dass einige Gartenflächen bei Hochwasser unter Wasser standen, während das Gartenland der Familie Wackernagel noch aus dem Wasser ragte.

Insektenhotel

Die Lage direkt am Altarm der Mulde hatte für die Familie auch den Vorteil, dass sie, besonders in heißen Sommern, von dort immer Wasser zum Gießen holen konnte. Der Vater hat den Zugang über einige Stufen befestigt. Damals war noch reichlich Wasser im Altarm vorhanden. Allerdings kamen zu Beginn der Bewirtschaftung im Boden viele Fadenwürmer vor, so dass Möhren und Kartoffeln zumindest im ersten Jahr reichlich zerfressen waren. Dies hat sich jedoch in Laufe der Jahre deutlich verbessert. 

Im Jahr 1952 gab die Familie Wackernagel ihr Gartenstück dort auf. Das letzte Stück, was weiter bewirtschaftet wurde, gehörte Rosemarie Nemec, die es bis ins Jahr 2000 nutzte, obwohl sie mittlerweile in Eilenburg lebte. Heute noch sieht man im Frühjahr, welches Stück das war, denn es blühen dort immer noch die Osterglocken, die einst Frau Nemetz gesteckt hat.

Äpfel

Hainichen

Der Landschaftspflegeverband Nordwestsachen e.V. (LPV), mit Sitz in der Rollenstraße 23 in Eilenburg, betreut seit einigen Jahren diese Fläche, die sich im Besitz der Stadt Eilenburg befindet. Ab Mitte der 90‘er Jahre hatte der NABU diese Streuobstwiese einige Jahre unter seiner Pflege. In dieser Zeit wurden mehrere Bäume neu gepflanzt, die mittlerweile auch schon seit knapp 30 Jahre stehen und gut tragen. Die Wiese wird maximal zweimal im Jahr gemäht und nicht mehr mit Tieren nachbeweidet. Diese Form der Pflege entspricht einer ursprünglichen bäuerlichen Nutzung. Das anfallende Obst wird über den LPV geerntet und verwertet.

 

Doch diese Wiese ist bei weitem nicht das einzige Streuobstprojekt. Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Seite www.streuobst-in-sachsen.de

 

Ansprechpartner:

  • Birgit Rabe (rabe(at)lpv-nordwestsachsen.de; 03423/7393 000)

Streuobst

     

 

Baum

Mittlerweile sind viele Bäume in ein „gewisses“ Alter gekommen, Misteln machen den Bäumen zu schaffen. Daher beantragten wir Fördermittel zum Vorhaben: Obstbaumschnitt erhaltungswürdiger Bäume auf der Streuobstwiese in Hainichen. Ein Bescheid brachte uns die Möglichkeit, durch einen Fachmann die überalterten Obstgehölze auf dieser Streuobstwiese innerhalb von 2 Winterhalbjahren zu pflegen und damit zu sanieren. Nun sind wir unserem Ziel, dem Erhalt der Wiese, ein ganzes Stück nähergekommen. In den Winterhalbjahren 2021/22 und 2022/23 hat Axel Weinert die Schnittmaßnahmen ausgeführt. Möglich wurde diese Baumpflege aufgrund eines Fördermittelbescheides zum „Obstbaumschnitt erhaltungswürdiger Bäume auf der Streuobstwiese Hainichen“ über die Förderrichtlinie Natürliches Erbe – RL NE/2014. Die Maßnahme hatte das Ziel der Sanierung der überalterten Obstgehölze über den Zeitraum von zwei Winterhalbjahren und damit den Erhalt der alten Bäume.

Logo

Durch die CHECK24-Baumspenden-Aktion zum Ende des Jahres 2021 konnte der Landschaftspflegeverband Nordwestsachsen e.V. auf der Streuobstwiese in Hainichen einige Lücken schließen. Es kamen in Hainichen alte wie auch regionale Obstsorten mit Namen wie "Gelbe Sächsische Renette", "Cacaks Fruchtbare" und "Hedelfinger Riesenkirsche“ in die Erde.

Fläche mit Heu
Jungbaum
Apfelernte

Die Fläche wird weiterhin durch einen Landwirt gemäht. Das Mähen erfolgte zu einem Zeitpunkt nach dem 15. Juni. Die im Jahr 2021 gepflanzten Bäume erhalten in diesen Tagen eine Pflege der beim Pflanzen hergestellten Baumscheibe. Ein vor einigen Jahren neu angepflanzter Baum trägt Früchte. Wir freuen uns auf die neue Ernte. 

Hilfsmittel

Die Geschichte "unserer" Streuobstwiese wird weiter geschrieben. Im Frühjahr 2023 war die Obstbaumschnittschule aus Erfurt mit einem Kurs „Baumwarte in Ausbildung“ auf unserer Hainicher Streuobstwiese aktiv unter dem Thema: „Jungbaumpflege“. Da wir in den letzten Jahren immer wieder mal Bäume gepflanzt hatten, konnten die angehenden Baumwarte aus dem Vollen schöpfen. Wir sagen DANKE!