Verschiedene Apfelsorten
Felsenbirne
 

Obstbaumschnittschule aus Erfurt in Hainichen aktiv

Abstandhalter

Die Obstbaumschnittschule aus Erfurt war dieser Tage mit einem Kurs „Baumwarte in Ausbildung“ auf unserer Hainicher Streuobstwiese aktiv unter dem Thema: „Jungbaumpflege“. Da wir in den letzten Jahren immer wieder mal Bäume gepflanzt hatten, konnten die angehenden Baumwarte aus dem Vollen schöpfen. Nun wollen wir an einigen Beispielen zeigen, was gemacht wurde und gleichzeitig kurz erklären, warum.

Mit den Abstandhaltern, wie hier auf dem Bild, werden die Äste so „verschoben“, dass sie in einigen Jahren, man spricht dazu von den „Vollertragsjahren“, optimal auf reichen (und damit schweren) Fruchtbehang ausgerichtet sind. Bei Ästen, die am Abgang vom Stamm fast waagerecht verlaufen, kann die Kraftübertragung, wenn Gewicht am Ast ist, gut aufgenommen werden. Um diese optimale Kraftübertragung für die Zukunft zu erreichen, wurden die Abstandhalter eingesetzt. Sie verbleiben ein Jahr am Baum.

Eine Streuobstwiese wird immer auch bewirtschaftet, d.h. unterhalb und zwischen den Obstbäumen erfolgt ein Fahrverkehr, sei es zum Gras schneiden, ernten, Abtransport usw. Daher sollte ein Baum auch nicht tief in die Fahrgasse hineinragen, weil er dann bei jedem Befahren verletzt werden würde. Deshalb wurden bei diesem Baum die Leitäste so gezogen oder gerichtet, dass sie zukünftig den Fahrverkehr in seinem Umkreis nicht behindern. So sind Verletzungen wie Astabbrüche weitestgehend ausgeschlossen.  

Hilfsmittel nutzen
sanfter Zwang

An diesem Baum gab es keinen Leitast, der über dem Stamm aufragte. Daher wurde ein Ast, mittels Schiene gezwungen, die Funktion der Spitze zukünftig zu übernehmen. Leitäste sollen in einer „Kelchform“ rund um den Baum angeordnet sein. Auch hier bleibt die Schiene ein Jahr am Baum. Nach der Sommersonnenwende (21.06.) beginnt der Baum verstärkt Lignin zu bilden, dass sich in den Zellen einlagert und für Festigkeit sorgt. Daher kann man die Schiene dann nach einem Jahr entfernen. Der Baum hat die Stelle, an der er „gebogen“ wurde, im Verlauf des einen Jahres so verstärkt bzw. verfestigt, dass es nun zu keiner Verformung mehr kommen wird. Die neue Form ist stabil.  

Hat hier ein Biber gearbeitet, denkt man auf den ersten flüchtigen Blick bei diesem Ast. Die Rinde mitsamt dem darunter liegenden Kambium, der Schicht die Nährstoffe transportiert und für das Dickenwachstum zuständig ist, wurde geringelt. Demzufolge wird der Ast absterben. Aber das ist gewollt. Er hat im oberen Bereich eine Beschädigung, wird jedoch gebraucht, um einen Nachbarast in eine bestimmte Richtung zu zwingen. Da ein Baum aber nur eine bestimmte Anzahl Haupt- oder Leitäste benötigt, kann auf ihn gut verzichtet werden. Daher wird er im kommenden Jahr abgesägt.

Ast geringelt
Wundversorgung

Am Stamm hat der zukünftige Baumwart Lehm verschmiert, damit eine relativ große Wunde in der Rinde geschützt. Man könnte dafür auch Wundbalsam kaufen, aber der wird von den (meisten) Fachleuten nicht gern genommen. Bei Wundbalsam besteht die Gefahr, dass sich durch die alltäglichen Temperaturänderungen Mikro- bzw. Haarrisse bilden. Durch diese Risse gelangen Keime bzw. Pilzsporen hinter den Balsam und schädigen dort dem Baum. Nutzt man hingegen Lehm als Wundverschluss, ist dies preiswert. Lehm wirkt außerdem antiseptisch und antibakteriell, verhindert das Eindringen von Bakterien und Sporen, so dass keine Pilze wachsen können. Diese Art des Wundverschlusses wird schon seit Jahrhunderten erfolgreich betrieben.