Seltene Tiere am Rand der Mulde
1. Die Meister unter den Tapezierern
Die Mulde ist die Lebensader unserer Region, für viele Tiere und Pflanzen die Heimat. Doch nicht nur Biber und Weißstorch leben dort - nein, im Verborgenen gibt es verschiedene Lebewesen, von denen die meisten Menschen gar nichts wissen. Habt ihr schon mal etwas von der Tapezierspinne gehört? Nein? Dann nehmt euch einen Moment Zeit, und begleitet mich auf eine Reise durch das wundersame und hochinteressante Leben dieses kleinen Tapeziermeisters.
Die Geschichte beginnt im Bau des Weibchens. Acht bis neun Monate nach der Paarung legt die Mutter bis zu 150 Eier in einen Kokon am Ende ihrer Erdröhre. Diese dient als Zuhause der Jungspinnen, vom Schlupf im Herbst über den Winter bis zum Frühjahrsanfang. Jetzt verlassen die Kleinen die Röhre und suchen höher gelegene Plätze, wie Zweige oder Grashalme, und spinnen gemeinsam ein zeltdachartiges Gewebe. Nach dem kleinsten Windstoß beginnt die Luftreise der jungen Spinnen. Sofort nach der Landung beginnen die Spinnenkinder sich in einer Kolonie eigene Wohnhöhlen zu graben. Überirdisch befindet sich eine bis zu 15cm lange „Erdwurst“ welche mit einem 90cm tiefen Tunnel verbunden ist. Die gesamte Höhle ist mit einem feinen, losen, seidenen Tuch austapeziert, welches man theoretisch von oben im Ganzen aus der Erde ziehen könnte. Jedoch weiß sich die Spinne dagegen zu wehren indem sie ihre mächtigen, markanten Mundwerkzeuge in die Erdwand rammt. Allerdings muss das Tuch lose auf der Wand liegen, denn so spüren die Achtbeiner, wenn kleine Tierchen wie Asseln oder Tausendfüßler sich den Weg über den Hügel bahnen. Geschieht dies, schnellen die Spinnen zur Erdoberfläche und greifen blitzschnell mit ihren Mundwerkzeugen nach den Krabblern. Nachdem sie diese unter die Erde gebracht haben zersetzen sie diese mit Hilfe ihres Giftes. Aber keine Angst, für Menschen ist es absolut ungefährlich. Überhaupt braucht man keine Furcht vor diesen Spinnchen zu haben, denn ausgewachsen sind sie maximal anderthalb Zentimeter groß. Insgesamt müssen vier Jahren vergehen bis die Spinnen geschlechtsreif sind. Die Männchen verlassen ihre Wohnröhren auf der Suche nach einem Weibchen und beginnen bei einem gefundenen Bau zu „trommeln“. Ist das Weibchen zu jung oder hat sich bereits gepaart zieht es kurz an dem Seidentuch und signalisiert dem Männchen so, dass es nicht bereit für den Geschlechtsakt ist. Das Männchen zieht also weiter. Hat es alsbald ein geeignetes Weibchen gefunden beginnt die Paarung und das Männchen zieht vorübergehend mit in den Tunnel des Weibchens. Falls die Mutterspinne sehr ausgehungert ist, ist es wahrscheinlich, dass sie das Männchen verzehrt. Ist dies nicht der Fall, wird das Männchen das Jahr der Geschlechtsreife trotzdem nicht überleben, wohingegen das Weibchen weitere fünf Jahre jagen und Eier legen wird. Und so beginnt der Kreislauf wieder aufs Neue.
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